In der letzten Juliwoche des heißen Sommers in 2018 führten mich familiäre Sorgen in die Heimat meiner Kindheit. Als am Abend schließlich etwas mehr Zeit für mich war, habe ich die Stadt etwas erkunden können, was mir in meiner Kindheit leider nie möglich war.

Ein Rückblick…

Wie für viele ausgewanderte und ausgesiedelte ist für mich die Stadt im Osten noch immer ein Stück Heimat. Man verbindet darin Erinnerungen an seine Kindheit, an die Zeiten bei der Großeltern auf den Feldern oder ganz einfach die Momente, die man als Kind erlebt hatte. Erinnerung für die es keine oder nur wenige Bilder gibt.

Im Westen, in den ich als Kind niemals wollte, lernte ich Menschen kennen, die auch aus ihrer Heimat ausgewandert sind. Viele auch unter Zwang. In vielen lebte jedoch die gleiche Liebe an ihre Heimat – Erinnerungen an die vielen Momente ihrer Kindheit und Jugend, die ich auch erlebt hatte.

So komisch es klingen mag, man fühlt sich mit den alten Schlesiern und Preußen auch als Pole ein Stückweit verbunden. Man kennt die gleichen Orte und Landstriche, wird oft gefragt, wie es heute dort aussieht und spricht über die Veränderungen von Straßenzügen in denen die ‚Alten‘ aufgewachsen waren.

Herrscher schreiben Geschichte – wir müssen sie ausbaden

Für viele der Menschen aus Ost und West in meinem Umfeld spielt Geschichte eine entscheidende Rolle. Die einen sehen sich als bestohlene und die anderen als bedrohte Ihrer Heimat. Dabei wird aber oft vergessen, dass nicht wir die Geschichte schreiben oder gar machen, nein! Es sind die Herrscher, Könige und Sieger und Machthaber der entsprechenden Epoche die Menschen ins Verderben ziehen.

Der kleine Mann aus Breslau oder Wrocław kann sich dem Lauf der Geschichte nur anpassen. So wie viele dort lebende Deutsche nach dem Krieg sich der Zeit angepasst hatten und eben auch in den Westen flohen.

Wrocław oder Breslau… zwischen zwei Welten

Ich weiß nicht warum, aber gerade bei dem Namen von Breslau oder Wrocław erhitzen sich ja oft die Gemüter. Da ich ja zwischen den Stühlen sitze, sehe ich diesen unnötigen Patriotismus auf beiden Seiten 🙂 Die Alten beharren auf Breslau, die dortigen beharren auf Wrocław. Man darf doch den Namen nicht ändern, sagt die polnische Seite und mit gleichen Argumenten widerspricht die deutsche Seite 🙂 Wenn aber für Italien, also im originalen „Bella Italia“ auf polnisch das schlichte ‚Włochy‘ verwendet wird, stört sich auch niemand 😉 Seht es mir also nicht nach, wenn ich diesen Disput ignoriere und einfach beide Namen im bestimmt ungleichen Verhältnis verwende. Mir ist es gleich. Zurück zu meiner Tour:

Ausgangspunkt war die Insel in mitten der Oder, an der sich die Marina befindet. Gegenüber der Universität. Ein kleiner Zwerg schaute dort in den Himmel um die Sterne zu messen. Die kleinen Zwerge sind in der ganzen Stadt verteilt und zu finden.

Ich kannte diesen Ort bereits aus einem Besuch vor wenigen Jahren. Das Restaurant Przystań mit dem vorzüglichem Essen und die Gemeinschaft mit Freunden und Kollegen blieb mir da in guter Erinnerung. Von der Universitätsbrücke genießt man einen wunderbaren Blick auf das Gebäude selbst zur blauen Stunde.

Wie es halt so mal ist, geht man auch mal falsche Wege an einem Abend in einer Stadt, in der man sich nicht so gut auskennt. So führte mich mein Umweg anstatt ins Zentrum, zur Sandinsel, die eine Verbindung darstellt zwischen Zentrum und der Dominselselbst mit der Johanneskathedrale und weiterer Kirchengebäude. Eine Brücke davon ist die alte Dombrücke, im Hintergrund machte sich schon der aufkommende blutrote Mond bemerkbar:

Breslau ist eine Stadt, die selbst am späten Abend voller Leben und Menschen ist. Selbst wen man sich verirrt, braucht man eigentlich nur den Menschenmengen nachlaufen. Denn kurz nach dem Sonnenuntergang zieht es die Menschen zur Innenstadt mit dem verkehrsberuhigten Stadtkern zum Rathaus. Es geht also vorbei an der St. Vinzenzkirche zum Marktplatz(Rynek) mit dem bekannten Rathaus.

Angekommen am später Abend erschlägt einen das Leben auf dem Markplatz zwischen Seifenblasenkünstlern, Feuerspuckern und Bastlern lebt die ganze Stadt. Kinder spielen und Malen auf der Straße genießen den warmen Sommerabend nach dem heißen Sommertag. Erwachsene genießen ihr Essen vor den Restaurants und bewundern die Feuershow vor ihren Zelten.

Leider hatte ich an dem Abend nicht mehr Zeit die Stadt weiter zu erkunden. Vielleicht kommt irgendwann eine neue Gelegenheit…

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Kamil

    Olek jesteś wielki.
    Respekt po całości Przyjacielu…

    1. aleksander

      Dziękuję, mój drogi Przyjacielu… <3

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